Wissenschaftler haben die Entdeckung einer neuen menschlichen Spezies, des Homo juluensis, bekannt gegeben. Dem waren umfangreiche Forschungsarbeiten vorausgegangen, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurden. Professor Christopher J. Bae von der University of Hawaii und Xiujie Wu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften leiteten die Studie, die Aufschluss über die Vielfalt frühzeitlicher menschlicher Populationen in Ostasien gibt.
Der Homo juluensis lebte vor rund 300.000 Jahren in Ostasien, insbesondere in den Wäldern im Nordosten Chinas. Die als Homo juluensis bestimmten Fossilien sind bruchstückhaft und umfassen mehrere Schädelteile, Kieferfragmente und einige Zähne, wie die brasilianische Tageszeitung Folha de S.Paulo berichtet. Es wurden Überreste von mindestens 16 Individuen gefunden, die laut der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo besondere Merkmale aufweisen, wie etwa größere Schädel und Zähne als die von Neandertalern und Homo sapiens.
Die Bild-Zeitung berichtet, dass die frühen Menschen der Spezies Homo juluensis eine große Kopfform hatten, die deutlich größere Maße als die von Neandertalern und Homo sapiens aufwies. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass die Größe des Kopfes nicht unbedingt auf eine höhere Intelligenz schließen lässt, wie Euronews (Türkisch) feststellt.
Das Gehirnvolumen von Homo juluensis konnte recht groß sein und in einigen Fällen 1.700 bis 1.800 Kubikzentimeter erreichen, während das durchschnittliche Gehirnvolumen moderner Menschen bei etwa 1.200 Kubikzentimetern liegt, wie das brasilianische Tagesblatt Correio Braziliense berichtet. Trotz seines größeren Schädels ist fraglich, ob der Homo juluensis intelligenter war als der moderne Mensch. Professor Christopher J. Bae erklärte, dass das größere Gehirn des Homo juluensis nicht unbedingt bedeute, dass er intelligenter sei, und wies darauf hin, dass der Größenunterschied nicht zwangsläufig auf ein höheres Denkvermögen hindeute, so Bild.
Was die Forscher besonders faszinierte, war die Größe der Zähne von Homo juluensis. El Tiempo berichtet, dass die Zähne deutlich größer seien als die von Neandertalern und Homo sapiens, was auf spezielle Anpassungen schließen lässt. Dies veranlasste das Team dazu, die Zahnmerkmale des Homo juluensis mit denen der Denisova-Menschen zu vergleichen, einer mysteriösen Gruppe von Urmenschen, die vor allem durch DNA-Nachweise und einige wenige physische Überreste bekannt ist.
„Die Backenzähne unseres Typusexemplars aus Xujiayao sind ebenfalls recht groß“, kommentiert Christopher Bae. „Eines der Dinge, die bei den Backenzähnen aus Denisova immer auffielen, war, dass sie recht groß waren“, fügte er hinzu. Die mögliche Verwandtschaft zwischen Homo juluensis und Denisova-Mensch beruht hauptsächlich auf Ähnlichkeiten der Zahnmerkmale, insbesondere Backenzahngröße und Bissflächen.
Um die Verbindung zwischen Homo juluensis und Denisova-Mensch zu bestätigen, ist jedoch weitere Forschung nötig. Der chilenische Radiosender Bío-Bío berichtet, dass die auf Ähnlichkeiten zwischen Kiefer- und Zahnfossilien beruhende Verwandtschaft durch weitere Untersuchungen überprüft werden müsse.
„Die ostasiatischen Funde lassen erkennen, wie komplex die menschliche Evolution im weiteren Sinne ist, und zwingen uns wirklich, unsere Interpretationen verschiedener Evolutionsmodelle durchzugehen und zu überdenken, um sie besser auf die zunehmenden Fossilfunde abzustimmen“, erklärte Professor Bae.
Der Homo juluensis war zu bemerkenswerten Dingen fähig. Er stellte Steinwerkzeuge her, was auf ein hohes Maß an Anpassung und komplexe soziale Beziehungen schließen lässt, wie das mexikanische Nachrichtenmagazin Proceso berichtet. Die Bild merkte an, dass der Homo juluensis wahrscheinlich Tierhäute zu Kleidung verarbeitete, möglicherweise als Kälteschutz, und dass er durch Jagd auf Tiere überlebte. Die Homo juluensis jagten in kleinen Gruppen Wildpferde und nutzten alle Bestandteile der Tiere für ihre Versorgung, einschließlich Fleisch, Mark, Knochen und Häute.
„Wahrscheinlich haben sie in Gruppen gejagt und beispielsweise Pferde eingekreist und angegriffen“, sagte Christopher Bae über den Homo juluensis. „Das Leben in Nordchina ist nicht gerade einfach, besonders im Winter wird es sehr kalt. Sie verarbeiteten die Häute von erlegten Tiere mit Steinwerkzeugen“, fügte er hinzu.
Die Studie legt nahe, dass sich der Homo juluensis in unabhängigen kleinen Gruppen und Gemeinschaften organisierte. El Tiempo berichtet, dass Forscher davon ausgehen, dass sie kleine Jagdgemeinschaften bildeten, was aufgrund der Lebensweise in kleinen Gruppen und der geringen Bevölkerungsgröße zu ihrer Verwundbarkeit beigetragen haben könnte.
Der Rückgang der Homo-juluensis-Population könnte auf die drastischen klimatischen Veränderungen des späten Quartärs zurückgeführt werden, einer Epoche, die durch wiederholte Eiszeiten gekennzeichnet war. Die Tageszeitung Primera Hora aus Puerto Rico beschreibt, dass dieser Zeitraum durch große klimatische Veränderungen gekennzeichnet war, darunter eine Eiszeit, die ein kälteres und trockeneres Klima mit sich brachte, was zum Aussterben des Homo juluensis beitrug.
Außerdem gibt es Hinwiese, dass der Homo juluensis zu verschwinden begann, als er sich mit den ersten modernen Menschen vermischte, die vor etwa 120.000 Jahren nach China kamen, so Euronews (Türkisch). „Sie haben die einheimischen Populationen wie die Neandertaler und die Juluensis genetisch unterworfen“, so Christopher Bae.
Die Entdeckung des Homo juluensis trägt zum Verständnis der morphologischen und genetischen Vielfalt der frühen Menschen in Asien während des Pleistozäns bei. „Die Vielfalt unter den menschlichen Fossilien aus Ostasien ist größer als wir erwartet hatten“, so die Autoren nach Angaben des argentinischen Tagesblatts La Nación.
„Diese Studie bringt Klarheit in die dokumentierten fossilen Funde der Hominini, die bisher dazu neigten, alles einzubeziehen, was nicht ohne weiteres dem Homo erectus, Homo neanderthalensis oder Homo sapiens zugeordnet werden konnte“, sagte Bae.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen für generative KI Alchemiq verfasst.