Forschern ist es gelungen, vier 4.000 Jahre alte babylonische Keilschrifttafeln zu entziffern, die auf der Grundlage von Mondfinsternissen künftige Katastrophen vorhersagen.
Die Tafeln, die im Britischen Museum aufbewahrt werden und vor über 100 Jahren im Irak gefunden wurden, gehören zu den ältesten bekannten Darstellungen von Omen, die mit Mondfinsternissen in Zusammenhang gebracht wurden.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der wissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Cuneiform Studies (Journal für Keilschriftstudien) veröffentlicht.
Ein dunkles Omen: Mondfinsternisse und unheilvolle Vorahnungen
Mondfinsternisse sind ein astronomisches Phänomen, das auftritt, wenn sich der Mond am Himmel verdunkelt und vom Schatten der Erde verdeckt wird. Dies wird durch eine ganz bestimmte Position der Erde zwischen Mond und Sonne verursacht und geschieht nur bei Vollmond.
Da die Himmelskörper überall auf der Welt ein fester Bestandteil des Lebens waren, ist es nur folgerichtig, dass verschiedene Kulturen Finsternissen große Bedeutung beimaßen – die Babylonier waren keine Ausnahme.
Als frühe Wegbereiter auf dem Gebiet der Astronomie – auch wenn sie damals eher dem glich, was wir heute unter Astrologie verstehen, – schrieben die Babylonier dem Verhalten des Mondes große Bedeutung zu. Der Mond und die Sterne konnten Symbole für den Willen und die Wünsche der Götter sein und die Zukunft vorhersagen.
Besonders Mondfinsternisse galten als dunkle Omen, etwa für den Tod des Königs. Aus diesem Grund entwickelten die Babylonier eine Methode, um das Auftreten von Eklipsen zu berechnen. Diese Methode ist als Saros-Zyklus bekannt, der einen Zeitraum von 223 Mondmonaten abdeckt und mit dessen Hilfe das Auftreten von Finsternissen bestimmt werden kann.
Aber was geschah, wenn eine Mondfinsternis eintrat? Im Wesentlichen zogen die babylonischen Astrologen Quellen zu Rate, um die Finsternis und das damit verbundene astrologische Phänomen zu interpretieren. Dazu gehörten andere astronomische Beobachtungen, die Praxis der Opferschau (Tieropfer) und die Konsultation des Omen-Katalogs, der eine wesentliche Quelle darstellt, um die etablierte Tradition der Eklipsen-Omen zu belegen.
Aber wie weit reichen diese Omen-Sammlungen zurück? Welche sind die ältesten?
Soweit es Forschern bekannt ist, handelt es sich bei den ältesten um eine Sammlung von vier Tafeln, die sich derzeit im Britischen Museum befinden. Nach Jahren gelang es nun schließlich zwei Wissenschaftlern, diese Tafeln zu übersetzen, um die Bedeutung einiger dieser Omen zu erforschen.
Hier ist eine kleine Auswahl der dunklen Schicksale, von denen die Babylonier glaubten, dass sie von den Zeichen der Mondfinsternis angekündigt wurden.
Pestilenz
Wirtschaftliche Not
Der Tod eines Königs
Zerstörung der Region Elam
Eine große Flut
Das Ende einer Dynastie
Rebellion
Interessant ist, dass einige dieser Zeichen an Bedingungen geknüpft waren. In manchen Fällen gibt ein Omen beispielsweise zwei Optionen vor: Entweder stirbt ein König und damit wird es den Menschen seines Landes gut ergehen, oder ein König stirbt nicht und die Menschen seines Landes werden leiden.
Dies entspricht jedoch bereits bekannten religiösen Praktiken, bei denen magische Rituale eingesetzt wurden, um gegebenenfalls den König zu schützen.
Glücklicherweise sind Mondfinsternisse heute nicht als dunkle Omen bekannt. Dennoch sind diese Tafeln ein Beweis für den Fortschritt in der Astronomie, den die Babylonier vor so vielen tausend Jahren erzielen konnten.